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YoungPoetry@rubens

 

 

„Nenn keine Namen!“

Die niederländische Autorin Astrid Sy war zu Gast am Weidenauer FJM-Gymnasium

 
YoungPoetry, das junge Lesungsformat des Hauses der Wissenschaft der Universität Siegen, startete international ins Jahr 2024. Am 29. Januar las die niederländische Autorin Astrid Sy aus ihrem neuen Jugendroman „Nenn keine Namen“. Zu Gast war YoungPoetry am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in Weidenau. Die Lesung fand in englischer und deutscher Sprache statt und wurde moderiert von Prof. Dr. Daniel Stein und Dr. Jana Mikota von der Universität Siegen. Die Terminierung der Lesung ist im Nachgang zum 27. Januar zu sehen, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Autorin Astrid Sy, geb. 1987, wuchs in Leiden auf. Sie studierte Geschichte in Amsterdam und arbeitete zunächst für die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, später für die Anne-Frank-Stiftung. Heute moderiert sie die Geschichtssendung „Andere Zeiten" im niederländischen Fernsehen und arbeitet für das neue Nationale Holocaust Museum in Amsterdam.

Zum Roman: Amsterdam 1942. Heimlich schmuggeln Rosie, Kaat und andere jüdische Kinder aus der Kinderkrippe, um sie vor der drohenden Deportation zu bewahren. Sie bringen sie zu Untertauchadressen im ganzen Land. Ihren wirklichen Namen dürfen die Kinder von nun an nicht mehr sagen. „Nenn keine Namen. Vergiss, wer du bist!“, schärfen die jungen Leute ihnen ein. Die Arbeit im Widerstand ist anstrengend und gefährlich, doch es gibt kein Zurück. Eine Geschichte von Mut, Angst und Hoffnung, von Verzweiflung, Liebe, Freundschaft und Verrat. Der packende Roman der niederländischen Historikerin Astrid Sy, der auf wahren Begebenheiten beruht, geht unter die Haut.

© Ineke Oostveen

 

Hannas Regen

05. Dezember 2023, Ev. Gymnasium, Im Tiergarten 5-7, 57076 Siegen, Dr. Susan Kreller
Moderation: Dr. Jana Mikota

 
Josefin ist eine von der Sorte Ich verlass mich auf dich. Eine, die angerufen wird, wenn sonst keiner Zeit hat. Die nur aus Versehen mitfotografiert wird. Als Hanna neu in ihre Klasse kommt, hofft Josefin, endlich eine Freundin zu finden. Aber Hanna verhält sich seltsam, ganz so, als sei sie schon fast wieder weg. Sie ist still und abweisend, in sich selbst verborgen. Als sich die beiden Mädchen wider Erwarten doch anfreunden, wird Josefin klar, dass mit Hanna etwas nicht stimmt. Ist sie in Gefahr? Muss sie beschützt werden? Und ist Hanna am Ende gar nicht die, für die sie sich ausgibt? (Quelle: Verlag Carlsen)

»Susan Kreller ist eine der sprachmächtigsten Jugendbuchautorinnen in Deutschland.«
Augsburger Allgemeine

© fLy Ralf Menzel

 

Salzruh

06. Dezember 2023, 14.00 – 15.30 Uhr Altes Lyzeum, Großer Saal, Franziskaner Straße 8, 57462 Olpe
Dr. Susan Kreller

Die MiAk Lesung findet in Kooperation mit dem Seminar von Dr. Bernd Schulte „Die ersten 24 Jahre: Themen europäischer Literatur(en) im 21. Jahrhundert“ statt und ist öffentlich zugänglich
Moderation: Dr. Jana Mikota

In der Pension Bertoldi, einer heruntergekommenen Herberge in der Altmark, führen die Wirtin Oda Prager und das Zimmermädchen Maria Rosa ein strenges Regiment. Diejenigen, die ihrer Einladung gefolgt sind, müssen sich an den zugewiesenen Tischen einfinden und strikt an Regeln halten. Immerhin gibt es ab und zu ein Gläschen Sekt. Kaum eingetroffen, teilt man den Gästen ohne Begründung mit, dass sie zu ihrer Sicherheit nicht nach draußen gehen dürfen. So bleibt ihnen nichts als ein unbehagliches Miteinander und der Blick auf den dunklen Wald Salzruh. Dahinter winkt ein altes Schloss, einst ein beliebtes FDGB-Erholungsheim, und übt bis heute eine magische Anziehungskraft auf die Gäste aus. Wer wagt sich als Erstes hinaus? Der einstige Schuldirektor, dem die Wende zugesetzt hat, die hingebungsvolle Krankenschwester mit ihrem unermüdlich Ball spielenden Kind oder die dem Suff ergebene Kneipenwirtin? Das ältere Ehepaar, das eigentlich seine Goldene Hochzeit feiern wollte? Oder die beiden Verliebten, jung und schön, die bei den anderen Gästen für Irritationen sorgen?

In Salzruh verdichtet die preisgekrönte Autorin Susan Kreller mit einem ganz eigenen Humor Elemente des Schauerromans zu einem Kammerspiel voller tiefer Gedanken über Eingesperrtsein und Freiheit, Bleiben oder Gehen, Rebellion oder Versöhnung mit dem eigenen Schicksal. (Quelle: Schöffling Verlag)


 

Nachhaltigkeit und Demokratie fördern mit Jugendliteratur

Antrag von Katja Knoche & Dr. Jana Mikota, Universität Siegen, bei der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung

 

Kinder- und Jugendliteratur ist, darin dürften sich sowohl Literaturdidaktik als auch die Lesesozialisations- sowie die Kinder- und Jugendliteraturforschung einig sein, die Literatur, die den Kindern und Jugendlichen den Einstieg in literarische Welten ermöglicht, ihnen Anregungen zur Perspektivüberahme schafft und somit auch den Baustein legt, ob jemand Leserin/Leser oder Nichtleserin/Nichtleser wird. Literatur eröffnet ihnen zudem neue Welten, regt sie an, sich mit gesellschaftlichen Diskursen auseinanderzusetzen und kann ihnen so Anregungen geben, eigene Positionen zu entwickeln. Literatur funktioniert nach eigenen Regeln, die dann eine Perspektivübernahme ermöglichen und zum Nachdenken anregen. Begegnungen mit literarischen Texten an außerschulischen Lernorten können den Aufbau eines nachhaltigen Denkens unterstützen. Lesen, auch darüber herrscht Einigkeit, ist die Schlüsselkompetenz und dennoch erreichen uns seit Jahren alarmierende Zahlen: Jedes 5. Kind verlässt die Grundschule mit mangelnden Lesekenntnissen, was in der weiterführenden Schule nicht aufgehalten werden kann. Die Wirtschaft klagt über Fachkräftemängel. Ausgehend von diesen Überlegungen wurde das Projekt „Nachhaltigkeit und Demokratie fördern mit Jugendliteratur“ entwickelt, um insbesondere Jugendlichen aller Schulstufen die Möglichkeit zu geben, sich mittels Jugendliteratur mit den gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und in einen Diskurs miteinander zu treten. Dabei ist es entscheidend, dass die Begegnung mit Literatur Jugendliche aller Schulformen und -stufen erreicht. Zugleich sieht sich das Projekt auch als ein Beitrag zur Leseförderung und nimmt dabei die Zielgruppe der Jugendlichen in den Fokus – eine Zielgruppe, die nicht immer leicht zu erreichen ist.

Das Konzept sieht vor, dass Klassen weiterführender Schulen zu vier unterschiedlichen Lesungen und Diskussionen pro Schuljahr eingeladen werden. Sie lernen vor Ort zunächst eine Autorin oder einen Autor, die/der sich bereits in ihren/seinen Werk mit wichtigen gesellschaftlichen Fragen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Pressefreiheit oder Parteienlandschaft auseinandergesetzt hat. Anschließend folgt eine Diskussionen mit namhaften Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, an der sich sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Autorin oder der Autor beteiligen. Jugendliche werden so angeregt, kritisch zu denken und sich auch zu positionieren. Eingebettet ist das Projekt in die bereits erfolgreiche und etablierte Reihe Poetry@Rubens, die in Kooperation mit dem Apollo-Theater stattfindet. Die Jugend-Reihe trägt daher den Namen YoungPoetry@Rubens.

„Heul doch nicht, du lebst ja noch“


Der Jugendbuchautorin Kirsten Boie war zu Gast bei YoungPoetry@Rubens.



Kirsten Boie wurde im Jahr 1950 in Hamburg geboren, fünf Jahre nach Kriegsende. Die Stadt an der Elbe war immer noch stark zerstört. Trümmer, Invaliden, Hunger, Einquartierung: Die bekannte Jugendbuchautorin hat den Weltkrieg nicht erlebt, ist aber mit den sichtbaren Folgen aufgewachsen. Der Lauf der Zeit bringt es mit sich, dass die Generation der Menschen, die Deutschland noch in Schutt und Asche erinnern, schwindet. Die medialen Angebote zum Gedenken an den 75. Jahrestag des Kriegsendes 2020 weckten bei der Hamburgerin Kindheitserinnerungen. Die Idee wurde geboren, ein Jugendbuch in dieser Zeit spielen zu lassen, indem die Folgen des Krieges erkennbar waren.

Im Mittelunkt stehen drei Jugendliche, die die Zeit des Nationalsozialismus unterschiedlich erlebt haben und sich jetzt mit den Folgen auseinandersetzen müssen. Jakob, dessen Mutter noch im Februar 1944 nach Theresienstadt deportiert wurde, überlebt im Versteck. Hermann trauert der „alten“ Zeit nach und Traute erlebt, wie geflüchtete Familien in ihrer Wohnung einquartiert werden. Ihre Welt ist auf unterschiedliche Weise zerbrochen. Hermanns Vater etwa kehrt beinamputiert aus dem Krieg zurück und ist für ganz alltägliche Dinge stets auf die Hilfe des Sohnes angewiesen. Dieser sieht aufgrund dieser Fürsorgeverpflichtung keine Zukunftsperspektive.

Jakob ist jüdischer Herkunft. Versteckt und versorgt wird er von einem Nazischergen, der sich dadurch Entnazifizierung erhofft. Jakob erfährt vorsätzlich nicht vom Kriegsende und glaubt weiter im Untergrund leben zu müssen. Als der Versorger nicht mehr auftaucht, muss er sich durch Diebstähle und Überfälle selbst versorgen, immer in der Angst erwischt und deportiert zu werden.

Traute ist das einzige Mädel der Straße und sie wohnt in einem der ganz wenigen unzerstörten Häuser. Im Haus sind Flüchtlinge einquartiert, die auf der Flucht ein Kind verloren haben.

Kirsten Boie verstrickt ganz bewusst unterschiedliche Schicksale. Nicht nur der Blick auf die geschundenen Kriegsbeginner und -verlierer war ihr wichtig, sondern auch der Blick auf millionenfach vernichtetes jüdisches Leben. Boie: „Mich interessierten die Schwierigkeiten der Menschen bei der Neuorientierung und die Frage, was genau denn so schwierig war.“ Mit ihrer bildhaften Sprache entführt die Autorin Leser und Zuhörer in die Lebens- und Gedankenwelt ihrer Protagonisten. Schuld spielt eine große Rolle, aber auch Freundschaft. Der Titel entstammt einem Zitat Hermanns, der sich mit Jakob anfreundet und so von der Judenvernichtung erfährt. Mit dieser Schuld kommt er nicht wirklich zurecht.

Der Roman „Heul doch nicht, Du lebst ja noch!“ ist in diesem Jahr im Oetinger Verlag erschienen. Kirsten Boie war im Rahmen des Uni-Jubiläums gleich zweifach in Siegen aktiv: Sie diskutierte mit Studierenden über ihr neues Buch und sie las vor Schülerinnen und Schülern aus ihrem neuen Werk im Rahmen des von der heimischen Lange-Stiftung unterstützten Formats YoungPoetry@Rubens. Kirsten Boie las nicht nur aus ihrem Buch, sondern erzählte auch aus ihrem Leben. Die Autorin hat selbst zwei Kinder adoptiert und engagiert sich in Afrika für Waisenkinder.

Foto: kk

Cornelia Funke las und sprach bei YoungPoetry über sich und ihre Fantasie-Welt«

 

„Ich bin die Wortfischerin und die Geschichtenerzählerin.“


Wer möchte in seiner Fantasie nicht gerne mal auf den Flügeln eines Drachen durch die Lüfte reiten? Die Autorin und Illustratorin Cornelia Funke macht dies möglich. Sie lädt auf Traumreisen ein – durch die Lüfte, auf die Berge, in die Tiefen des Meeres oder auch ins Wohnmobil des Weihnachtsmanns. Zu Gast war die berühmte Verfasserin von „Tintenherz“, „Herr der Diebe“ und „Reckless“ bei YoungPoetry, dem Literaturformat des Hauses der Wissenschaft für junge Leute, das von der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung finanziert wird. Cornelia Funke war digital zu Gast bei YoungPoetry@Rubens im Haus der Wissenschaft der Universität Siegen. Schulklassen zwischen Arnsberg, Siegen und Wissen hatten sich angemeldet, ebenso Studierende. Moderiert wurde die Veranstaltung am Dienstagvormittag von Dr. Jana Mikota.


Den Flyer zu dieser und anderen Lesungen finden Sie hier
Foto: Michael Orth/Dressler Verlag

Die vielen Facetten eines Schulbusses

 

Der preisgekrönte Jugendbuchautor Jason Reynolds begeisterte rund 200 Schülerinnen und Schüler in einer digitalen Lesung

Siegen/Washington. In den USA ist der Autor Jason Reynolds ein Star. Nun war er digital zu Besuch in Siegen und hat zu sowohl für den Autor als auch für die Gäste ungewohnter Stunde - nämlich um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit - rund 200 Studierende, Schüler*innen und Kolleg*innen mit seinen Büchern und seinen Ausführungen zu Kinderliteratur, Poesie und Geschichte begeistert. Die Veranstaltung fand in Englischer Sprache statt und wurde von der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung finanziert. Das Gespräch, das vom Haus der Wissenschaft der Universität Siegen im Rahmen des Formats YoungPoetry@Rubens organisiert wurde, moderierten Prof. Dr. Daniel Stein und Dr. Jana Mikota von der Geisteswissenschaftlichen Fakultät.

Besonders eindrucksvoll war es, den Autor, der nicht nur von der Literatur, sondern auch von der Musik beeinflusst wurde, lesen zu hören. Rhythmisch, mit einem tiefen Timbre trug er nahezu ohne Luftholen u.a. eine Textstelle über den Schulbus vor. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren auch im Zoom überrascht, wie pointiert und effektvoll Jason Reynolds über einen Schulbus und die vielen Facetten die dieser haben kann, schreibt. Alle merkten: Jason Reynolds schreibt gerne für seine Zielgruppe, kennt sie genau und setzt vor allem auf Authentizität. Er erzählte, dass Deutschland das erste Land war, in dem seine Bücher übersetzt wurden, aber auch über seine Arbeit an aktuellen Projekten und seine Erfahrungen mit Lesungen in anderen Ländern.

Die Lesung fand digital statt, hat aber mit Blick auf die positiven Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut funktioniert und zum Nachdenken und weiteren Gesprächen innerhalb der Klassen geführt. Literatur baut Brücken, Leserinnen und Leser lernen neue Welten und neues Denken kennen und Perspektiven weiten sich. Trotz Zoom ist es dem mehrfach ausgezeichneten Autor – erst vor zwei Wochen bekam er die Carnegie-Medal – gelungen, eine solche Brücke nach Siegen zu bauen.
 

Pilot geglückt: Erste Online-Lesung mit Schulen

 

Johannes Herwig las via ZOOM aus seinem neuen Roman "Scherbenhelden" / Klassen, Kurse und Experten waren zugeschaltet

Corona schränkt ein – und Corona lädt ein, neue Wege zu beschreiten, die immer auch ein Maß an Ungewissheit einschließen. Ein Maß an Ungewissheit herrschte auch 1995 in Leipzig – sechs Jahre nach dem Mauerfall. Johannes Herwigs neuer Roman „Scherbenhelden“ spielt zur Wendezeit in der sächsischen Metropole. Die Lesung des gebürtigen Leipzigers, Jahrgang 1980, sollte im Rahmen der von der Christa-und Dieter-Lange-Stiftung ermöglichten Reihe YoungPoetry@Rubens eigentlich analog stattfinden. Durch Corona bedingt fand die Veranstaltung dann via ZOOM statt.

Zugeschaltet waren neben den Organisatoren Dr. Jana Mikota und Katja Knoche auch der Autor, die Klassen 10a bis 10g der Sekundarschule Hundem-Lenne, die gleich einen Theatersaal gebucht hatten, die Leistungskurse Deutsch und Pädagogik des Gymnasiums Stift Keppel, als Experten der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Wohnig und Rikka Lesch vom Stadtjugendring Siegen. Für alle Beteiligten war das ein Pilotprojekt. Die Schülerinnen und Schüler konnten Fragen per Chat stellen.

Drei Jahre lang schrieb der Autor am neuen Buch. In Frühjahr 2020 ist es fertig geworden. Im Mittelpunkt steht der 15-jährige Nino. Seine Mutter ist bereits 1989 in den Westen gegangen. Der Vater arbeitet als selbstständiger Schuhmacher und lebt gedanklich überwiegend in der einstmals wirtschaftlich guten Vergangenheit. Nino hat Probleme in der Schule, schließt sich den „Punks“ an und entdeckt sein Interesse an Mädchen. Typisch Pubertät halt – jedoch im brüchigen Umfeld.

Johannes Herwig, selbst einstmals Punk mit „Iro“, las von Leipzig aus zugeschaltet rund eine Schulstunde lang aus unterschiedlichen Abschnitten seines Buchs. Dabei sprang er zwischen den Handlungszeiten und erzeugte dadurch eine ganz eigene thematische Dynamik. Die Passagen stellte der Autor jeweils in ihren historischen und inhaltlichen Bezug. Zu Beginn geht es um Nino und „Zombie“, Ninos große Liebe. Diese hat ein schlechtes Zeugnis erhalten und keine Lust, damit nach Hause zu gehen. Nino lädt sie zu sich zum Übernachten ein. „Lass uns saufen heute“ spiegelt die Stimmung wider.

Weiter geht es mit dem Bericht von „Stachel“, dass im Bereich des Bahnhofs ein Straßenjunge von „Faschos“ getötet wurde. Die Auseinandersetzung zwischen „Punks“ und „Faschos“ zieht sich wie ein Faden durch die „Scherbenhelden“. Johannes Herwig: „Es gibt keine Nazis mehr, hatte es in der DDR geheißen.“ Ein Trugschluss. Essen gehen mit Vater und frisch geschnittenem „Iro“, die eigentlich verbotene Erkundung eines Abrisshauses, der Weg zum Punk-Konzert in einer Kleinstadt – die Identitätssuche – gepaart mit einer gewissen Tristesse - kennzeichnen weite Teile der „Scherbenhelden“. Jugend, Gesellschaft, Familie, Individuum mitten im Umbruch. Themen, die sich für die Schülerinnen und Schüler als spannend erwiesen.

Es war auch Johannes Herwigs erste Online-Lesung. Aber über die Entfernung hinweg wusste er sein junges Publikum zu begeistern. Das eigene Erleben und das Erzählen darüber entführten die Zuhörerinnen und Zuhörer in eine Zeit, die sie selbst nicht erlebt haben und in eine Perspektive, die im „Westen“ eher unüblich war und immer noch ist. Langeweile hatte vorm Monitor keine Chance. Wie wird man Autor? Kann man davon leben? Waren Sie selbst mal Punk? Warum gab es gerade in Leipzig so viele Proteste? Es gab viele Fragen, die der Autor mit Humor und Temperament beantwortete.

Die Lesung mit Johannes Herwig wurde vom Zentrum für Informations- und Medientechnologie der Universität Siegen aufgenommen und steht  hier zum Abruf bereit. Die Aufzeichnung kann gerne auch zu Unterrichtszwecken eingesetzt werden.
 
Auch in 2021 wird es aus Mitteln der Christa- und Dieter-Lange-Stiftung Online-Lesungen sowohl im Format YoungPoetry@Rubens als auch im Format InternationalPoetry@Rubens geben. Eventuell ermöglicht es der Verlauf der Corona-Pandemie im nächsten Jahr auch wieder zu Präsenz-Lesungen zurückzukehren. Die Online-Lesung mit Johannes Herwig wird evaluiert.
 

Johannes Herwig liest aus „Scherbenhelden“

 

Johannes Herwig las  aus seinem neuen Roman „Scherbenhelden“ (Verlag Gerstenberg). Die Lesung fand – technisch koordiniert vom Zentrum für Informations- und Medientechnologie (ZIMT) der Universität Siegen - via ZOOM statt. Dr. Jana Mikota moderierte die Lesung, die durch Förderung der heimischen Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung ermöglicht wurde. Als Experte für die anschließende Diskussion stand der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Alexander Wohnig online zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich via Chat mit Fragen und Anregungen einbringen.
Die Handlung spielt im Jahr 1994 in der Leipziger Punkszene. „Ich will nur eins, ich sein“, singt die Deutschpunk-Band Boskop, und aus diesem Song zitiert Johannes Herwig in „Scherbenhelden“, seinem neuen Roman über die Punkszene der Nachwendezeit in Leipzig. Die Zeile könnte als Motto über dem gesamten Text stehen, in dem Zeitgeschichte und adoleszente Identitätssuche zum faszinierenden Portrait einer Subkultur verschmelzen. Nachdem es in Herwigs Debüt „Bis die Sterne zittern“ (2017) um die Leipziger Meuten in den 1930er Jahren ging, beschäftigt er sich wiederum mit einer jugendlichen Protestbewegung – allerdings einer, die er aus eigener Erfahrung kennt.

 
Foto: privat
 
Mehr zum Buch gibt es unter: Scherbenhelden
 
Flyer zur Veranstaltung
                   
    
 

Eine Stadt liest ein Buch

Das Haus der Wissenschaft der Universität Siegen geht mit Unterstützung der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung neue Wege bei der Literaturvermittlung. Seit 2007 existiert an der Universität Siegen in Kooperation mit dem Apollo-Theater das Format Poetry@Rubens, vom Namen her erinnernd an Siegens großen Stadtsohn Peter Paul Rubens.

Nun wird dieses Format erweitert durch ein Angebot primär für Oberstufenschülerinnen und -schüler. Denn: Ohne Lesen als wichtigste Grundkompetenz in unserer Wissensgesellschaft funktionieren Lernen und Bildung nicht. In einer sich rasant wandelnden Gesellschaft kommt der Literatur und dem Lesen auch die Funktion des innovativen Wegbereiters zu. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft gibt Literatur Anstoß, mittels der Perspektivübernahme (eigene) Positionen zu reflektieren, sie weckt Empathie und kann Grundlage für Veränderung und Verstehen sein.

Deshalb besitzt YoungPoetry@Rubens einen bilingualen Fokus, bei dem die Muttersprache der Autorinnen und Autoren sowie die Bedeutung der Übersetzung als Brückenschlag zwischen Sprachen und Kulturen unterstrichen werden.

Zum Auftakt des neuen Formats kommt am 12. Mai 2020 der norwegische Jugendbuchautor und Grafiker Øyvind Torseter mit seiner deutschen Übersetzerin Maike Dörries ins Siegerland. Zu Gast ist YoungPoetry@Rubens am Gymnasium Stift Keppel in Hilchenbach.
 
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God's Kitchen

Chi sieht aus wie ein Kind. Blass und schmal. Die Züge so bleich. Die Haut zart und durchscheinend. Lange Wimpern an den Lidern der mandelförmigen Augen.

Fast echt.

Denn Chi ist ein Roboter, an dessen Programmierung die 19jährige Celine während ihres Praktikums am Institut für neuronale Informatik mitarbeiten soll. Obwohl Celine weiß, dass Chi nur eine Maschine ist, baut sie eine Beziehung zu ihr auf. Aber als es zu ungeklärten Todesfällen am Institut kommt, ist klar, dass das Projekt gestoppt werden muss.

Ein atmosphärischer Thriller über künstliche Intelligenz, computerdatenbasierte Zukunftsprognosen versehen mit einem Schuss WestworldGod's Kitchen Flyer 

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Margit Ruile


Margit Ruile wurde 1967 in Augsburg geboren. Sie studierte an der Münchner Filmhochschule, wo sie nach ihrem Abschluss mehr als zehn Jahre in der Lehre tätig war, drehte Dokumentationen und arbeitete als Drehbuchlektorin.
Auch das Geschichtenerzählen lernte sie zuerst beim Film. Später fand sie dann heraus, dass Schreiben sich anfühlt, wie im Schneideraum zu sitzen - mit dem riesengroßen Vorteil, dass man die fehlenden Szenen nicht nachdrehen muss, sondern einfach erfinden kann.
Margit Ruile lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in München.

Foto: © Elias Hassos