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Ein Druck auf den Schild liefert eine Erklärung
„Rubens zum Anfassen“ – Die Kinderuni-Staffel zum 800-Jahre-Jubiläum endete geradezu spektakulär
Ein Rubens zum Anfassen? Sind die Gemälde des in Siegen geborenen Malerfürsten nicht unendlich wertvoll und dürfen nur aus respektvoller Ferne betrachtet werden? Grundsätzlich stimmt das. Rubens-Gemälde dürfen von Betrachtern nicht berührt werden! Auch nicht im Siegerlandmuseum im Oberen Schloss. Dort hält allerdings eine Neuerung Einzug, die es vor allem blinden Menschen ermöglicht, sich ein Bild des Gemäldes „Occasio“ zu machen.
Das großformatige Gemälde mit dem Titel „Heinrich IV. ergreift die günstige Gelegenheit Frieden zu schließen“ ist um 1630/35 in der Rubens-Werkstatt entstanden. Von 1618 bis 1648 wütete der 30-jährige Krieg in Europa. Marios Mouratidis vom FabLab der Universität Siegen und Dr. Philipp Bojahr und Johannes Bade vom Siegerlandmuseum bauten „Rubens zum Anfassen“ im Schadeberg-Hörsaal auf. Den Kinderuni-Kinder erklärten sie die Werkschritte. Und: Die Kinder erlebten eine Premiere und durften das sprechende „Puzzle“ erstmals ausprobieren.
Marios Mouratidis: „Stellt Euch vor, Ihr könntet nicht sehen. Wie könnte man dieses Gemälde entdecken?“ „Mit den Händen“; „Durch Beschreibungen“; „Mit 3-D-Druck“…. Die Acht- bis Zwölfjährigen hatten Ideen, die alle den Tatsachen entsprachen. Die „Macher“ von „Rubens zum Anfassen“ haben sich das Gemälde ganz genau angesehen und festgelegt, welche Inhalte besonders wichtig sind. Der Hintergrund blieb dabei außen vor. Das Bild wurde in farbige Flächen aufgeteilt: der Schild mit dem Minervakopf, der Löwe, der Held, der Lorbeerputto…. Die Konturen dieser wichtigen Elemente wurden nachgezeichnet. So entstand das Puzzle, dessen Einzelteile zu dreidimensionalen Reliefs gestaltet wurden. Ein 3-D-Künstler formte dafür die Objekte mithilfe eines Computerprogramms. Mouratidis und Bojahr: „Das hat Monate gedauert.“ Die einzelnen Teile wurden alsdann über Wochen hinweg auf den 3-D-Druckern des FabLab in 0,1 mm dicken Schichten gedruckt. Zum Abschluss wurden die einzelnen Teile so lange gefeilt und geschmirgelt, bis sie perfekt zusammenpassten. Des „greifbare“ Gemälde war nun vorhanden. Mit der Hand können die einzelnen Bestandteile von „Occasio“ ertastet werden – hier gewelltes Haar, dort eine Nasenspitze.
Ein „mechanisches“ Puzzle sollte zudem per Fingerdruck auf die jeweiligen Teile akustische Erklärungen starten. Dazu waren zwei mit Federn verbundene Platten, Kabel und eine Platine mit Chip vonnöten. Der Chip misst, welches Puzzleteil gedrückt wurde und welche Erklärung jeweils abgespielt werden muss. Die Erklärinhalte waren von einem Kunsthistoriker erarbeitet worden. Ein Schauspieler sprach die Texte. Bojahr: „Die Erklärungen sind für jedermann da.“
In absehbarer Zeit soll „Rubens zum Anfassen“ im Siegerlandmuseum nutzbar sein. Die Kinderuni-Kinder hatten Spaß dabei, das System auszuprobieren und zudem viele Fragen.
Zum Abschluss der Staffel gab es natürlich wieder Stempel in die Kinderuni-Ausweise und Diplome. Am 11. März 2025 startet die Kinderuni Siegen in die Frühjahrsstaffel. Das Oberthema lautet „Gut getarnt – was sieht man nicht auf den ersten Blick?“.