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Gesundheit ist ein sehr vielschichtiges Thema

Forum Siegen: Dr.in Julia Inthorn wagte eine erklärende Annäherung

Was ist eigentlich Gesundheit? Mit dieser Frage beschäftigte sich zum Auftakt von „Forum Siegen“ im Wintersemester 2024 / 25 Dr.in Julia Inthorn, Direktorin des Zentrums für Gesundheitsethik der Evangelischen Akademie Loccum. Begrüßt wurden die Gäste von Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig, der auch das Programm zum Oberthema „Gesundheit“ vorstellte.

Der vielschichtige Begriff der Gesundheit erlaubt nur eine erklärende Annäherung, stellte der Gast aus Niedersachsen dar. Im Volksmund gebe es etliche Redewendungen, die auf diese Komplexität hinweisen: „Krank aus Liebeskummer“, „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, „Hauptsache das Kind ist gesund!“…. All dieses Gedankengut sei mit spezifischen Sichtweisen und Wertungen verbunden.

Nach Abgrenzungen zwischen „gesund“ und „krank“ wird seit der Antike gesucht. Bis zum 18. Jahrhundert diente die Humoralpathologie als Lehre von den vier Körpersäften als ein Ansatz gedient. Abgelöst wurde sie von Virchows Zellularpathologie, dergemäß Krankheiten auf Störungen der Körperzellen bzw. ihrer Funktionen basieren.

Gesundheit und Gesundheitsempfinden sind in Kontexten zu denken. Inthorn: „Wir versuchen, Zusammenhänge zu verstehen: Was macht uns gesund, was macht uns krank?“ Dabei gibt es in unterschiedlichen Ländern und Kulturen unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema. Ist Gesundheit ein Ideal, eine Eigenschaft, eine Funktionalität, eine Ware oder ein Gut? Welche Dimensionen umfasst der Begriff? Drei führte die Referentin an: eine biologisch-physische Dimension wie das Vorhandensein von Wunden oder Schmerzen, eine psychologische Dimension wie Emotionen oder Beziehungen, eine soziale Dimension wie Eingebundensein oder Einsamkeit. Eine vierte Dimension, die der Spiritualität, wird derzeit etwa in internationalen Kontexten diskutiert.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit als „Zustand des vollständigen körperlichen und geistig-sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“. Es geht also um mehr als nur das Körperliche, sondern auch um Kontexte, die Menschen krankmachen.

Gemäß dem Gesundheitssoziologen Klaus Hurrelmann ist Gesundheit (noch) kein eindeutig definiertes Konstrukt. Sie wird individuell und sozial produziert, konstruiert und organisiert. Gesundheit wird dabei verstanden als individueller Zustand der befriedigenden und produktiven Lebensgestaltung. Inthorn verdichtet diese Perspektive folgendermaßen: „Ich bekomme das hin, was ich mir vorgenommen habe oder wünsche.“

Aus dem Blickwinkel der Mediziner und deren Hippokratischem Eid (Deklaration des Weltärztebunds) sind die Gesundheit und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten das höchste Anliegen. Inthorn: „Häufig wird unter Medizin das verstanden, was die Kassen zahlen oder im Leistungskatalog steht.“ Grundsätzlich werden diese Leistungen gesellschaftlich ausgehandelt. Ganz unterschiedliche Ansprüche – beispielsweise mit Blick auf Schönheitsoperationen oder Reproduktionsmedizin - können zu ethischen Konflikten führen. Mit Blick auf Alter und Gesundheit falle beispielsweise das Facelifting zumeist in den privaten Bereich, die neue Hüfte aber in den medizinischen.

Der Philosoph und Mediziner Karl Jaspers, der selbst lungen- und herzkrank war - definierte Krankheit als Krise. Es gehe dabei um Grenzsituationen, unhintergehbar und unauflösbar (das Leben damit ist ganz anders). Einen Ankert sieht er in der Kommunikation und dem Mitsein anderer Menschen.

Es gibt objektive und subjektive Teile von Krankheit, die dazu führen können, dass auch chronisch Kranke sich gesund fühlen können.

Zum Abschluss verwies die Referentin auf die „Planetare Gesundheit“, auf Zusammenhänge der den Menschen umgebenden ökologischen und sozialen Systeme und ökologischen Belastungsgrenzen. Bei Gesundheit, so Intorn, handelt es sich also tatsächlich um eine vielschichtige Thematik. Dem Versprechen einer notorisch unabschließbaren Annäherung wurde Dr.in Inthorn insofern gerecht.

Weiter geht es am 13. November 2024, 10 Uhr, Aula des Kulturhauses Lyz in Siegen, im Rahmen der Feierlichen Eröffnung der Mittwochsakademie um das Thema „Gesundheit im Alter“. Referentin ist Prof.in Dr. Julia Haberstroh.“