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„Altern beginnt mit der Geburt“
Das Vortragsthema der Feierlichen Eröffnung der Mittwochsakademie lautete „Gesundheit im Alter“
„Gesundheit im Alter“ lautete der Titel von Prof.in Dr. Julia Haberstroh (Uni Siegen) bei der Feierlichen Eröffnung der Mittwochsakademie in der Aula des Kulturhauses Lÿz in Siegen. Über 100 Gäste interessierten sich für das Thema. Prorektorin Dr. Barbara Müller-Naendrup verwies in ihrem Grußwort darauf, dass es sich um ein „Schlüsselthema gesellschaftlicher Entwicklung“ handele. Mit Blick auf die Mittwochsakademie und die Angebote des Hauses der Wissenschaft: „Lebenslanges Lernen rückt immer mehr in den Mittelpunkt.“ Die Bedeutung des Lebenslangen Lernens soll perspektivisch auch im Hochschulgesetz gestärkt werden. Die Prorektorin verwies darauf, dass die Begriffe Gesundheit und Alter auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen. Die individuelle Betrachtung von Lebensläufen könne bei der Betrachtung wichtig sein. Müller-Naendrup: „An der Universität Siegen haben wir die unterschiedlichsten Expertisen zum Thema Alter.“
Prof. Dr. Stephan Habscheid als wissenschaftlicher Leiter der Mittwochsakademie stellte die Referentin vor. Die Diplom-Psychologin ist Expertin für Psychologische Alternsforschung und seit 2019 an der Universität Siegen tätig. Prof. Habscheid: „Langes Leben und gesundes Altern sind zur realistischen Perspektive geworden.“
Was heißt alt? Die kleine Tochter von Prof.in Haberstroh nennt zwei Merkmale: „Die Siggi kann alles.“ Und: „Wer graue Haare hat, ist alt.“ Lebenserfahrung und Weisheit älterer Menschen sind also auch für Kinder erkennbar. Haberstroh: „Wir sind schon lange weg davon, alt als krank zu begreifen.“ Denn: „Altern beginnt mit der Geburt.“
Dennoch spielt das chronologische Alter bei Definitionen immer noch eine Rolle. Die Biologie definiert Alter als „postreproduktive Phase mit verringerter Funktionalität und erhöhter Sterbewahrscheinlichkeit.“ Die Soziologen blicken bei einer Definition auf das Renteneintrittsalter. Die Gerontologie definiert den Beginn von „Alter“ im Bereich zwischen 60 und 65 Jahren und bis zum Alter von 84 Jahren als „drittes“ Lebensalter, die Zeit danach als viertes Lebensalter. Die Demografen definieren Hochaltrigkeit als Lebensalter, zu dem 50 Prozent der Angehörigen eines Geburtsjahrgangs verstorben sind. Im Alter zwischen 65 und 79 Jahren hat in Deutschland etwa die Hälfte der Menschen mehrere Krankheiten. Im Alter ab 80 Jahren trifft das auf über 70 Prozent zu. Die Mehrheit der 65- bis 79-Jährigen schätzt ihre Gesundheit als sehr gut ein. Etwas über 40 Prozent der Über-80-Jährigen schätzen ihre Gesundheit als gut ein.
Woher kommt dieses Gesundheits-Zufriedenheits-Paradox? Primär basiert es auf Resilienz. Gemäß des Salutogenesemodells von Antonovsky (1979) ist Gesundheit nicht das Gegenteil von Krankheit. Es handelt sich dabei um zwei Dimensionen, die sich gegenseitig beeinflussen, sich aber nicht ausschließen. Menschen die im Leben Resilienz aufgebaut haben, können Krankheiten sozusagen ausgleichen. Widerstandsressourcen führen dazu, die Spannung zwischen Gesundheit und Krankheit positiv zu bewältigen. Ein Gefühl der Kohärenz in dem Sinne, Belastungen besser bewältigen zu können, entsteht. Bei vielen Menschen steigt im Alter dieses Kohärenzgefühl. Haberstroh. „Die objektive Gesundheit ist für die Lebenserwartung weniger wichtig als die subjektive Gesundheit.“ Drei Faktoren sind dabei wichtig. A) Die Verstehbarkeit der Lebensumwelt, B) die Bewältigbarkeit der Anforderungen des Lebens mit eigenen Ressourcen und C) das Gefühl der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens.
Krankheiten sind auch im Alter beeinflussbar und behandelbar. Die Trugschlüsse „Ich bin alt“ oder „Mein Patient ist alt“ können sich mit Blick auf Behandlung als trügerisch erweisen. Haberstroh: „Gesundheit heißt weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit.“